Hallo Magdeburger Klettergemeinde.
Wie einige von euch villeicht bereits aus Nachrichten oder von anderen erfahren haben, gab es einen Kletterunfall mit Magdeburger Beteiligung. Da die bisherigen Nachrichten (10m Fall, schwerst verletzt, tragischer Unfall), meiner Meinung nach, überzogen sind, hier eine Schilderung meinerseits.
Mein Kletterpartner Alberto, aus Venzuela, erstes Mal im Steinbruch, und ich kletterten links vom “Hangelmarathon” die Route “Druckwelle”. Dabei wurde vergessen auszumachen wie das Abseilen zwecks langer Route und fehlendem Zwischenstand auszusehen hat. Den vorigen Begehungen folgend ließ sich Alberto nach Durchstieg wieder von mir Ablassen. Dies führte auf Höhe des drittes Hakens dazu dass das 60m Seil auf meiner Seite aufgebraucht war. Aufgrund des Fehlen eines Endknoten im Seils rutschte das Seilende durch das Sicherungsgerät worauf Alberto, auf dem Weg zum zweiten Haken, ca. 6m Fall ausgesetzt wurde. Instinktiv stellte ich mich unter ihn und konnte den Oberkörper abfangen. Der Rest des Falls verteilte sich auf Füße und Hinterteil. Nach Prüfung von Schmerzen, Gefühl in Beinen, Verlagerung auf eine Bouldermatte, traf nach weniger als 15min Feuerwehr, Notarzt, Rettungshubschrauber und etwas später Polizei ein worauf Alberto, sicher gelagert, per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde. Während der gesamten Zeit war Alberto anprechbar. Soweit ich das beurteilen kann, handelte es sich bei der behutsamen Behandlung um Standardprozedur da schwere Verletzungen nicht ausgeschlossen werden können. Später am Tag konnte die Diagnose eingesehen werden: eine Kompressionsfraktur die Bettruhe benötigt. In der ersten Einschätzung wurde von ca. einer Woche gesprochen. Ein Update von heute morgen lässt hoffen dass er bereits morgen entlassen werden kann.
Die Moral von der Geschicht’, vergiss den Knoten im Seilende nicht!
Ich hoffe dass hiermit einige Leute aufatmen konnten dass trotz Unfall nichts schlimmeres passiert ist.
Falls dies hier zufällig jemand der anderen beim Unfall anwesenden Kletterer liest – ich möchte mich auch für eure Hilfe sowie Unterstützung bedanken!
Update: Alberto wurde heute morgen entlassen.
lg Martin
Für alle anderen, die derartige Fehler nicht wiederholen wollen: Ein Blick in den Führer hätte in diesem Fall auf 35m Abseillänge hingewiesen. Hätte man dies übersehen, hätte dem Sichernden eine deutliche Mittelmarkierung (oder ein Bi-Color-Seil) auch noch ein deutlicher Hinweis vor Erreichen des Umlenkers sein können.
Nichtsdestotrotz wünsche ich allen Geschädigten gute Genesung.
Pingback: Kletterunfall Löbejün | Martin Heinzerling
Hallo Martin,
Danke für deine ausführliche Schilderung. Ich war grade auf der Suche nach näheren Informationen zu dem Vorfall, da kam deine ausführliche Schilderung gerade recht und dann auch noch aus erster Hand. Danke!
Meine Truppe ist öfter in Löbejün unterwegs. Nach solchen Meldungen fragen wir uns immer was passiert ist, leider bekommt man viel zu selten eine Antwort. Dabei sind diese doch so wichtig, damit wir aus den Fehlern anderer lernen können und weitere Unfälle vermieden werden.
Nochmals besten Dank und gute Besserung an deinen Kletterkameraden.
Hallo Martin,
danke für den Bericht, der die Spekulationen zum Unfallhergang unnütz macht. Gut zu hören, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Deine Schilderung finde ich befremdlich, das Seil ist ja offenbar durchgerutscht, weil du nicht aufgepasst hast. Sichern kannst du also nicht, aber dafür bist du ein wirklich guter Spotter, auch nicht schlecht.
Hallo Gregor,
zum Vorstieg gehört dazu sich vorher einen Plan zu machen. Wieviel Material, wieviel Seil, wo Stand etc. Bis auf den Check auf genügend Express Schlingen wurden weitere Checks leider vernachlässigt. Der Fehler ist also an dieser Stelle, bevor das Klettern anfing, bereits passiert. Mir nun zu unterstellen ich könnte nicht sichern, kann man machen, kann man aber auch lassen. Beim Sichern achte ich (leider?) nur auf den Kletterer und genau bei dem war meine Aufmerksamkeit als es passierte.