Hab endlich mal eine Ergänzung zu Alex Post von Arco geschrieben:
Erstmal für alle die mit Arco nichts anfangen können: der Ort liegt am nördlichen Ende des Gardasees und ist bekannt für seine ungewöhnlich hohe Dichte an Eisdielen und Kletterläden. Ein Grund sind die vielen Mehrseillängen-Routen im Sacra-Tal; alle in Laufdistanz von Arco bzw. Zeltplatz und in unterschiedlichsten Ausprägungen, von gut gesicherten Sportkletterrouten über alpinistisch anmutende Klassiker bis hin zu kräftezehrende Techno-Touren. Man kann sich hier den Nervenkitzel alpiner Touren aussetzen, ohne sich den Strapazen eines langen Zustiegs und den Gefahren plötzlicher Wetterumschwünge oder Steinschlägen auszusetzen (naja, Steinschläge gibt’s auch in Arco, meist durch unvorsichtige Kletterer ausgelöst).
Ein typischer Arco-Tag sieht etwa so aus: morgens gemütlich aufm Zeltplatz frühstücken, danach in eine der vielen Routen einsteigen (je nach Länge/Schwierigkeit der Route ist man nach 4 bis 6 Stunden oben angekommen) und nach dem Abstieg am Nachmittag zu einem Eis in die Stadt gehen. Das ganze wird am Abend noch durch Pizza und Bier abgerundet.
An dieses Drehbuch haben wir uns auch die meisten Tage gehalten. So wurde am ersten Tag gleich mal die Aphrodite bestiegen. Eine schöne leichte Route zum Eingewöhnen, die von Heinz Grill erschlossen wurde.
Bei der nächsten Tour wurden unsere zwei Arco-Novizen Anni und Miriam von Guido und mir behutsam an das ryhtmische Erleben des Kletterns alpinistisch angehauchter Mehrseillängen herangeführt. Wir hatten uns mit Selene eine vergleichsweise einfache Route am Parete San Paolo ausgesucht, die nur eine Stelle im 6. Grad aufwies und sonst entspanntes Klettern im 4. und 5. Grad beinhaltete (250 m, 8 SL).
Da das Durchsteigen der Route ohne Probleme verlief (fast schon ein wenig zu locker), haben wir uns für den nächsten Tag Orfeo ausgesucht, eine wirklich schöne Route im vornehmlich 6. Grad (mit Elementen von 6+ und 7-). Bei einer Länge von 250 m und 9 SL war sie eine ernste Bewährungsprobe für Nerven und Ausdauer unserer beiden Anfänger. Für mich war die letzte Seillänge einer der Höhepunkte des Trips. In einer Höhe von rund 200 m schon etwas ausgesetzt, konnte man sich an abschüssigen Leisten zu einer flachen Verschneidung hocharbeiten, welche in einen kleinen Überhang endete. Mit einen kräftigen Untergriffzug wurde eine schöne Tasche über der Dachkante erreicht. Nach Neusortieren der Füße gings über eine leicht liegende Wand an kleinen Tritten und Leisten nach links zu einer großen Schuppe, die erst einmal angehangelt, zu in einer gutbegrifften liegende Platte führt, die wiederum nach wenigen Metern im Ausstieg endete (soll frei für 7- zu haben sein, oder kann auch als A0 gegangen werden).
Nach diesem doch etwas anstrengenden Tag, wurde für den nächsten Tag ein Touristen-Programm aufgesetzt (war sowieso Regen angesagt): Vormittag Besuch der verwinkelten Altstadt von Arco (mit den Kletterläden und Eisdielen), Nachmittag Besuch von Riva del Garda inlusive Baden im Garda-See.
Die letzte große Unternehmung des Urlaubs war die Le Scalette Dell’Indria (11 SL, 350m), eine sehr schöne und abwechlungsreiche Route mit einer großen Schuppe in der dritten Seillänge, die sich wunderbar hochpiazen ließ und einem unwiderstehlichen Busch in der fünften Seillänge (jedenfalls ließen es sich Anni und Miriam nicht nehmen in selbigen reinzuspringen). Nach einigen Seillängen über stark strukturierte Platten ging es über eine schöne und lange Verschneidung zum ausgesetzten Standplatz der letzten Seillänge. An Rissen und über Platten mit großen Tropflöchern gings zum Ausstieg. Von da aus über Wanderwege und Klettersteige zur Eisdiele…